Programm

OFFENER BRIEF AN JOSTEIN GAARDER

Lieber Jostein Gaarder!

Ein Theatermann erzählte mir, er habe ein Buch gelesen, dass er unbedingt auf die Bühne bringen wolle: „Sofies Welt“. Ich kannte das Buch nicht und begab mich sofort in einen Buchhandlung, um es zu erstehen. In wenigen Tagen hatte ich es verschlungen. Ich war fasziniert – und wütend darauf, dass es dieses Buch zu meiner Schülerzeit (ich bin jetzt 60 Jahre alt) noch nicht gegeben hat. Das hätte mir Welten erschlossen!
Noch sah ich keine Möglichkeit der Adaption für die Bühne. Dann geschah das Wunder: Die Personen Ihres Romans ließen mich nicht los. Sofie bedrängte mich, Alberto ließ nicht locker, der Major lächelte süffisant und unterstellte mir, dass ich es wohl nicht könne. Und so fing ich eben an. Ein Theaterstück darf heute nicht länger als 2 ½ Stunden dauern (die Pause eingeschlossen), will man das Publikum geistig bei der Stange halten. Außerdem wollte ich ja auch ein jugendliches Publikum erreichen. So musste ich blutenden Herzens kürzen und streichen. Aber ich hoffe, dass viele Zuschauer angeregt werden, das Buch zu lesen.
Der zweite Teil des Stückes brachte wieder ein Wunder mit sich: Ihre Figuren nutzten die Möglichkeit neuen literarischen Lebens weidlich aus. Sie emanzipierten sich gelegentlich derart vom ersten wie vom zweiten Autor, dass ich sie einige Male scharf zur Ordnung rufen musste. Aber immer ging das nicht, weil die dramatischen Gesetze anders sind als die epischen.
Vielleicht erkennen Sie, mit wie viel Liebe ich diese Arbeit an Ihrem Werk ausgeführt habe. Das würde mich freuen.

Herzliche Grüße
Ihr Karlheinz Komm

September 1995
(gekürzt)


SOFIES WELT

Spielleitung   Beate Ladewig, Ulrike Manßen
Bühne und Technik   Marcel Bohemann, Sören Bohemann,
Tim Nienaber, Bastian Zwingmann,
Kulissenbau   Cara Leonie Bruns, Knut Cramer,
Ava Dühring, Franziska Froböse, Bastian Zwingmann
Plakat   Beate Ladewig, Ulrike Manßen
Musik   Franziska Froböse

PERSONEN

Sofie   Cara Leonie Bruns
Alberto Knox, Sofies Philosophielehrer   Nico Linn
Sofies Mutter   Kristina Hacker
Jorunn, Sofies Freundin   Wiebke Ahlers
Major Albert Knag   Sönke Brakenhoff
Hilde Möller-Knag   Maria Endler
Petersen, Schauspieler Sokrates   Manuel Ahten
Zauberer   Tim Leuchters
Alter Mann, Puppenspieler   Franziska Froböse
Der kleine Prinz   Simon van Santen
Verfolgter / Priester   Jan-Georg Bohlken
Verfolger / Richter   Ava Dühring
Polizist   Marie-Christin Beeken
Peer Gynt   Jan Wübbenhorst


Aladin   Carla Bade
Briefträgerin   Annika Ortgies
Nils Holgerson   Lukas Hartmanns
Verkäuferin im Imbiss   Carolin Zwingmann
Älterer Biertrinker   Tim Leuchters
Jüngerer Biertrinker   Joyce Dröse

Statisten/Fiktive Gestalten

Ronja Räubertochter   Sarina Elsner
Pippi Langstrumpf   Nadine Ahlers
Harry Potter   Johanna Ostendorf
Rotkäppchen   Hanna Fürsen
Pumuckl   Ines Elsner


SOFIES WELT

„Wer bist du? Wenn sie das wüsste? Sie war natürlich Sofie Amundsen …“

Die mysteriöse Post, die Sofie kurz vor ihrem fünfzehnten Geburtstag von einem anonymen Schreiber erhält, macht sie neugierig und nachdenklich zugleich. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Was ist der Mensch? Woher kommt die Welt? Noch geheimnisvoller wird es, als Sofie den geheimnisvollen Autor als ihren privaten Philosophielehrer Alberto Knox kennen lernt.
Zunächst in Briefen, dann in einem Video und schließlich in langen Gesprächen erfährt Sofie von dem Erwachsenen Grundzüge der abendländischen Philosophie.
Zugleich findet sie an den verschiedensten Orten Postkarten, die an die gleichaltrige Hilde Möller Knag adressiert sind und von deren Vater stammen, der als norwegischer UN-Offizier im Libanon stationiert ist. Obwohl sie das Mädchen nicht kennt, merkt sie nach einer gewissen Zeit, dass ihre eigene Biographie auf seltsame Weise mit dem Leben Hildes verknüpft ist.
Schließlich entdeckt sie Entsetzliches: Sie selbst ist nur eine fiktive Gestalt, deren Handeln offenbar von einem Schriftsteller festgelegt ist – und zwar von Hildes Vater, der seiner Tochter zum Geburtstag ein Buch schreibt, in dem er ihr die Geschichte der Philosophie anschaulich vermittelt. Die Grenzen zwischen Sein und Schein verschwimmen. Gemeinsam mit Alberto wehrt Sofie sich gegen ihre Determiniertheit, aber beide müssen damit umzugehen lernen, dass sie unfrei sind, doch dafür unsterblich …

Jostein Gaarder, der Autor dieses Werkes, wurde am 8. August 1952 als Sohn eines Lehrerehepaars in Oslo geboren. Er studierte Nordistik, Philosophie, Ideen- und Religionsgeschichte an der Universität seiner Geburtsstadt und unterrichtete anschließend zehn Jahre in Bergen. Erst der Roman „Sofies Welt“, mittlerweile in 40 Sprachen übersetzt und weltweit über 10 Millionen mal verkauft, hat ihn international bekannt gemacht. Diese und nachfolgende Publikationen basieren auf liebevoll-einfühlsamer Kenntnis der Psyche von Jugendlichen, richten sich aber auch an Erwachsene. Heute lebt Gaarder mit seiner Frau Siri, einer Theaterwissenschaftlerin und Lehrerin, und seinen beiden Söhnen als freier Autor in Oslo.


Wie kommt es, dass so viele Menschen damit zufrieden sind, als Schatten unter Schatten zu leben? Müssten sie nicht neugierig auf die Ideen sein, die hinter den Schatten verborgen sind, ich meine, die die eigentlichen Schatten werfen?