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WESTERSTEDE Es war manchmal schon etwas beklemmend, was die Zuschauer in der Aula der Europaschule Gymnasium Westerstede zu sehen bekamen. Die Theater-AG „Die Mücken“ führte das Bühnenstück „Einer flog über das Kuckucksnest“ auf und begeisterte mit ihrem sehr intensiven Spiel.

Nach dem gleichnamigen Roman von Ken Kesey verfasste der US-amerikanische Schriftsteller Dale Wassermann das tragische und manchmal komische Theaterstück, das die Schüler des Westersteder Gymnasiums am Sonntagabend aufführten. Im Mittelpunkt standen dabei weniger die einzelnen Akteure, sondern der Ablauf einer Geschichte, die aufzeigte, wie möglichst nicht mit psychisch gestörten Menschen umgegangen werden soll und wie Machterhalt Menschen zerstören kann.

In dem Zweiakter selbst geht es darum, dass Randle P. McMurphy (gespielt von Johannes Bölts) in die Psychiatrie eingewiesen wird, um somit ein Arbeitslager zu umgehen. Hier trifft er auf die Oberschwester Ratched (Fenna Sandersfeld), die mit Härte und Kontrollzwang die Insassen schikaniert und mit ihren Strafen die Patienten in deren positiven Entwicklung unterdrückt. Nach und nach gelingt es McMurphy, die anderen wie Dale Harding (Wilhelm Sparn), Billy Bibbit (Julius Liesenhoff) oder auch Häuptling Bromden (Finn Behrens) aus deren Lethargie zu reißen. Eine aus dem Ruder gelaufene Party scheint alles wieder zu zerstören.

AG gibt es seit 1996

Seit 1996 hat die Europaschule Gymnasium Westerstede seine Theatergruppe, der zurzeit 25 Schüler von 14 bis 19 Jahren angehören. „Mit Beginn des neuen Schuljahres suchen wir uns ein Stück aus, das wir dann einstudieren“, erzählte Beate Ladewig, die zusammen mit Ulrike Manßen die Gruppe seit vielen Jahren leitet. „Die Aufführungen finden dann immer Anfang März statt, weil anschließend einige Schüler der Gruppe ihre Abiturarbeiten schreiben müssen. Es ist schon toll, dass sie den Stress auf sich nehmen, denn mit der Theatergruppe sind sie zum Teil doppelt und dreifach belastet.“

Diese Belastungen nimmt Johannes Bölts gern auf sich. Er ist bereits seit gut sechs Jahren in der Theater-AG und wird sich mit den Aufführungen am letzten Sonntag und am heutigen Dienstag aus der Gruppe verabschieden. Danach konzentriert sich der 18-Jährige auf sein Abitur. Im Stück spielt er die Hauptrolle des McMurphy, die er eindrucksvoll und ausdrucksstark auf der Bühne umsetzt. „Ich hatte mich sehr darüber gefreut, dass ich diese Rolle bekleiden konnte. Das Theaterspielen finde ich immer wieder aufregend und es macht total Spaß.“

Die Aufregung und Nervosität ist nur ganz zu Beginn etwas gegeben. Mit den ersten gesprochenen Worten verfliegt die Anspannung. Da ergeht es ihm ähnlich wie Wilhelm Sparn. Dieser spielt den Patienten Harding, der vor allem wegen seines Zitterns auffällt. „Es ist nicht ganz einfach, diese Rolle durchgehend auf der Bühne zu spielen. Ich fand sie aber gut, weil es mir auch manchmal so ergeht, dass ich in bestimmten Situationen etwas zittere.“ Auch er wird nach dieser Aufführung die Theater-AG verlassen. „Schon jetzt macht mich das traurig, weil diese Arbeitsgruppe mehr war als nur Bestandteil der Schule war. Wir sind hier eine starke Gemeinschaft, und es haben sich daraus privat neue Freundeskreise entwickelt.“

Weitere Rollen

In weiteren Rollen waren Marta Ahlers, Sean Hillebrandt-Konjer, Than-Minh Nguyen, Neeltje Sandersfeld (alle als Patienten), Isabelle Lehr, Fabian Sommer, Lena Franzen, Svea Baumgart und Ole Töpfel als Einrichtungspersonal zu sehen. In weiteren Rollen spielten Kerstin Heibel, Alexa Korczak und als Statisten Kira Baumann, Jette Haut, Lina Martens, Michelle Ritter, Gesa Roßkamp, Janna Siefert, Jule Sutor und Vanessa Werwein mit.

Das Theaterstück ist noch einmal heute Abend ab 19.30 Uhr in der Aula der Europaschule Gymnasium Westerstede zu sehen. Wenige Restkarten sind noch vorhanden.

(Quelle: NWZ Online, 06.03.2018)