Programm

    DER CLUB DER TOTEN DICHTER

Das oscarprämierte Drehbuch für den mehrfach ausgezeichneten Film „Dead Poets Society“ (1989) von Tom Schulman ist geprägt von dessen Erlebnissen an einer privaten konservativen Akademie in Tennessee.

Im Film werden in einem fiktiven autoritären Internat im Jahr 1959 Jungen nach den Prinzipien Tradition, Ehre, Disziplin und Leistung gedrillt und, ganz dem Erwartungsdruck ihrer Eltern entsprechend, auf Karrieren an Eliteuniversitäten vorbereitet. Althergebrachte Unter-richtsmethoden wie Frontalunterricht und Faktenlernen sowie durch-organisierte Freizeitaktivitäten und abendliche Lernzirkel lassen den Zöglingen kaum Spielräume für eine selbstbestimmte Entfaltung.

Verblüfft reagieren die Schüler auf den unkonventionellen Unterricht eines neuen Englischlehrers (Robin Williams), der sie lehrt, tradierte Normen zu hinterfragen, frei zu denken und eigenständig zu handeln. Fasziniert von den neuen Perspektiven gründen die Schüler den „Club der toten Dichter“, treffen sich nachts heimlich und experimentieren in einem Schonraum mit Lyrik und Musik. Diese Selbstverwirklichungs-versuche bleiben der autoritären Schulleitung und den ehrgeizigen Eltern nicht verborgen, und so kommt es zwangsläufig zu Konflikten und letztlich zu einem tragischen Unglück, das dem freigeistigen Lehrer und dessen nonkonformistischen Lehrmethoden angelastet wird.

In der Theaterfassung von Martin Maier-Bode wird dieser Stoff in ein deutsches Eliteinternat der Gegenwart übertragen, in dem Jungen und Mädchen unter vergleichbar strengen Bedingungen erzogen werden. Bedingt durch die Verlagerung nach Deutschland und vor allem durch die Koedukation kommt es zu Akzentverschiebungen in Bezug auf den Film, die aber dessen Intention und Wirkung unberührt lassen.

Im Nachruf auf Robin Williams würdigt „Der Spiegel“ den Film, dem eine ganze Schüler-Generation „verfiel“: „Mitgerissen von so viel Sturm und Drang sahen wir begeistert, wie Keatings Schüler […] den Aufstand gegen Eltern, Konventionen und das Establishment probten. Ebenso litten wir mit, als ihre Selbstverwirklichungsversuche auf grausames Unverständnis stießen […] Und die letzten Dämme brachen spätestens, als seine Schüler zum Abschied auf Tische und Stühle stiegen und […] ihre Loyalität und Dankbarkeit bekundeten.“ ( Spiegel online, 12.8.2014)


DER CLUB DER TOTEN DICHTER

Spielleitung   Beate Ladewig, Ulrike Manßen

Bühne und Technik   Bent Cramer, Tobias Güldener, Cijam Moschref, Philip Nejhadhashemy

Kulissen- u. Requisitenbau   Ensemble-Mitglieder

Maske   Nele Krenz

Plakat   Beate Ladewig, Ulrike Manßen

 

PERSONEN

Lehrkörper des Internats

Direktorin Dannemann   Daria Heibült

Martin Berner (Deutsch)   Mika Ammermann

Dr. Gernod Schlüter (Latein)   Wilhelm Sparn

Edith Neuer (Mathematik)   Greta Liesenhoff

Thomas Lichtenfeld (Sport)   Philip Nejhadhashemy

Schülerinnen und Schüler

Sandra Ludewig   Inken Giesmann

Alexander von Wissing   Fabian Logemann

Anna Meyerhoff   Rebecca Konrad

Adriana König   Katharina Margraf

Peter Greiner   Johannes Bölts

Stefanie Schulz-Degner   Lena Franzen

Greta Henning   Gisa Cording

Amrit Clausen   Astrid Hullen

Marie Waldt   Marit Kleinert

Mona Marenbach   Marta Ahlers

Vera Dierksen  Vanda Martinic

Felix Friesenborg  Fabian Sommer

Niels Suttner   Nabil Moschref

Weitere Jugendliche

Patrick Oswald  Miguel Intriago Weßling

Dennis Hesse  Finn Behrens

Estelle Schäfer  Kerstin Heibel

Sara Wieland  Maileen Frey

 

Weitere Erwachsene

Frau Ludewig  Eske Giesmann

Frau Graubert  Cosima Lippert

Herr von Wissing  Bastian Zwingmann

Frau Schäfer  Inken Rüdebusch

Frau Clausen  Nele Krenz

 

Ein Theaterstück von Martin Maier-Bode

nach Motiven aus dem Spielfilm „Der Club der toten Dichter“

von Peter Weir und Tom Schulman


Das Beste – oder nichts

Was in den USA, Großbritannien oder Frankreich schon lange üblich ist, wird so auch hierzulande zum Trend: Teure Privatschulen, Internate und Eliteuniversitäten sollen den Status des Nachwuchses absichern. Die Abschlüsse dienen als Eintrittskarte in die gesellschaftliche Elite wie eine Art Clubmitgliedschaft. Das Kalkül: Karriere durch Kontakte statt Können […] Die eigenen Kinder, mit entsprechenden  Bildungstiteln dekoriert, geraten zum ultimativen Statussymbol. […] In vielen deutschen Unternehmer- und Managerfamilien hat sich eine teils irrationale Angst eingenistet. Die Zukunft ihrer Kinder erscheint der Wirtschaftselite zu unsicher, um sie in die Hände des öffentlichen Schulsystems zu legen. Abi macht heute praktisch jeder (Bildungsforscher Manfred Weiß: „Das öffentliche Gymnasium als neue Hauptschule erfüllt seine Distinktionsfunktion nicht mehr“), das Studium ist vom Sonderfall zur Regel geworden. […]

Im Schuljahr 2002/03 […] wechselten nur 28 Prozent der Grundschüler aufs Gymnasium, zehn Jahre später […] waren es schon 40 Prozent. Übervolle Gymnasialklassen, die Pisa-Schmach und die chaotische Umstellung auf das  verkürzte Abitur (G8) haben einen Run auf die Privatschule ausgelöst […] Früher haben Dynastien wie die Oetkers ihren Nachwuchs noch nach St. Blasien versandt, inzwischen gehen selbst die Kinder des Provinzfürsten Wolfgang Grupp (Trigema) auf das noch feinere Aiglon College bei Montreux in der Schweiz. 2002 konnten allein die deutschen Privatinstitutionen den staatlichen Schulen rund 590000 Schüler abluchsen, 2012 waren es schon 730000 [Kosten für die Internate in Deutschland 30000 bis 40000 Euro, in der Schweiz bis zu 80000 Euro im Jahr]. […]

Um [danach] in die Ivy League, die Topunis der USA, zu kommen, reicht Geld allein nicht. Aber es hilft. An den International Schools etwa ist die Betreuung derart engmaschig, dass jedes Kind individuell gefördert und zur Not mit massiver Nachhilfe zu guten Noten gepaukt wird. Im Abschlussjahr kümmert sich dann ein Lehrer nur darum, Bewerbungen mit den Schülern zu schreiben und Aufnahmegespräche vorzubereiten, damit sie es auf eine Spitzenuniversität schaffen. Wird einer angenommen, hat die Schule gleich wieder was, womit sie werben kann, ein Perpetuum mobile. […]

Doch nicht immer ist der Mehrwert privater Eliteinstitutionen so eindeutig, wie die Hochglanzprospekte glauben machen. Rundumversorgung und Leistungsfokus können leicht zu Kreativitätskillern werden, Rhetorik- und Chinesischkurse schnitzen nicht zwangsläufig Führungspersönlichkeiten. Im Gegenteil: Die teuren Privatschulen, Internate und Unis sind nicht selten ein eigener, weltentrückter Kosmos, die Absolventen müssen nach der Ausbildungsblase erst mal lernen, wie es in der wirklichen Welt zugeht, wie sie mit weniger Begüterten klarkommen und was sie leisten müssen, um ihren Lebensstandard zu halten.

Bestes Beispiel: die beliebten International Schools. Die Kinder dort können oft, und das ist kein Witz, perfekt golfen, Ski fahren und Tennis spielen – aber nicht Fahrrad fahren.

manager magazin 2/2015, S. 96ff.


Martin Berner zu seinen Schülerinnen und Schülern:

Carpe diem! 

Nutze den Tag! 

Mache etwas Ungewöhnliches aus deinem Leben!